Endstation Praktikum

Das Problem beschreibt der TV-Sender ARTE in seinem Themenabend vom 26.09.2006 trefflich.
Hier einige Gedanken dazu - und ein Lösungsansatz:

Alles richtig gemacht - und trotzdem keine Arbeit

Obwohl sie alles so gemacht haben wie's Ihnen gesagt wurde (Studium schnell durchziehen, praktische Erfahrungen sammeln, Auslandsaufenthalte, Fremdsprachen lernen) tun sich viele Universitäts-Abgänger schwer eine Arbeit zu finden. Man weiß eventuell noch gar nicht richtig was man will und kommt mit dieser grossen Wahlfreiheit nicht zurecht. Das kann bei einer normalen Ausbildungsstelle oder auch bei einem FH-Studium weniger passieren.

Freiheit = Verantwortung

Diese Freiheit die man mit dem Besuch der Universität gewinnt bedeutet aber auch daß man selbst die komplette Verantwortung für sich trägt. In jeder Hinsicht - also auch dafür wie das eigene (Berufs-)leben denn aussehen soll. Es gibt keinen, der einen an die Hand nimmt und den Weg aufzeigt. Die Generation vorher war nie in dieser Situation: Das was man studiert hatte, übte man selbstverständlich später als Beruf aus. Aber heute?

Die Arbeitswelt heute

Was die Situation zudem extremer macht, ist das Einstellungsverhalten der Unternehmen: Lt. der DGB-Jugend (zitiert in o.g. Sendung) sind 42% der gemeldeten freien Stellen von DAX- Unternehmen (also den größten und wichtigsten Konzernen und damit Arbeitgebern in Deutschland) Praktika und Studentenjobs. Teure Vollzeitkräfte werden also zunehmend durch hochqualifizierte Hochschulabgänger ersetzt, die in genügend großer Zahl nachkommen. Aber um jeden Job froh sind.

Warum?
Die Konzerne brauchen heute - überspitzt ausgedrückt - keine Menschen mehr um ihr Hauptziel zu erreichen: Geld zu machen. Die Kapitalsparte von Generel Electric ("GE Capital") zum Beispiel, dem grössten Mischkonzern der Welt, trägt die Hälfte zum Umsatz und rund 40 Prozent zum Gewinn bei ( Quelle: BrandEins ).

Vom Prinzip her haben ein Konzern und ein junger arbeitsfähiger und -williger Mensch somit schon mal zwei komplett unterschiedliche Zielrichtungen.
Der Konzern will möglichst viel Gewinn machen.
Ein junger Mensch möchte eine Aufgabe die Spaß macht, zu ihm passt und ihm eine Perspektive gibt. Und natürlich daraus seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Wie soll man das zusammenbringen?

Die Antwort ist ganz einfach: Gar nicht. Es geht einfach nicht.
Solange Menschen jeglichen Alters bei diesem Spiel respektive Ziel mitspielen, wird sich nicht viel ändern. Und daß man sich bei einem Job in einem Konzern manchmal nur als Werkzeug fühlt - ohne große Bedeutung - macht die Situation nicht besser.

"Lohnnebenkosten"

Wohl eines der "Unwörter" des Jahres dürfte das Wort "Lohnnebenkosten" sein. Ohne die ganzen Umstände zu betrachten bzw. zu bewerten bleibt nur eines festzustellen: Die Lohnnebenkosten sinken und werden weiter sinken. Die Vorstösse der französischen Regierung (" CPE ") dazu sind ein Indikator dafür. Die Unternehmen werden die Kosten weiter senken, und diese Lohnnebenkosten sind ein grosser Teil ihrer Kosten (grobe Schätzung: manche Unternehmen rechnen, daß sie ein Mitarbeiter insgesamt das Doppelte seines Bruttolohns kostet).

In Alternativen denken

Gegen etwas zu sein, hat noch nie weitergeholfen. Ganz im Gegenteil: das giesst nur Öl ins Feuer.
Die einzige Möglichkeit etwas zu ändern, vor allem für sich selber, ist in Alternativen zu denken. Was könnte man denn sonst noch machen, wenn man schon keinen "sicheren" Arbeitsplatz in einem grossen Unternehmen findet?

Neben der Möglichkeit des Einstiegs in einem kleinen Unternehmen: Die grosse Chance für "jeden" - und gleichzeitig die einzige Chance die meiner Meinung nach dieses Land hat - ist sich selbstständig zu machen.
Es gibt inzwischen soviele Möglichkeiten sich - zum Teil sogar ohne Eigenkapital - selbstständig zu machen (Stichwort "Franchising"). Damit haben sich schon viele - auch junge - Menschen ihren Wunsch nach einem sinn-vollen Arbeitsleben erfüllt.
Und was für jeden Einzelnen Sinn macht wird auch unser Land insgesamt weiterbringen:
Seinen eigenen Neigungen nachzugehen und etwas mit Leidenschaft zu tun.