Wie ich meine Träume deute
Träume als Spiegelbild der Seele? Ja, schön, OK, aber ich mags pragmatischer! Ich brauche praktische Anleitungen für mein Leben!
Ich habe vor einigen Jahren mit einer Frau gesprochen die als Coach für hochsensible Menschen (angeblich zw. 5 und 30% der Bevölkerung) arbeitet. Was mich sehr beeindruckt hat: Sie braucht überhaupt keine "Werkzeuge" oder Hilfsmittel mehr um die Richtung in Ihrem Leben zu wissen. Denn sie lebt rein nach den Hinweisen in ihren Träumen. Sie lebt also in völliger Verbindung zu sich selbst - toll! Das bedeutet daß nicht nur alles Wissen was wir benötigen "in uns drin" ist. Sondern auch daß wir jederzeit Zugriff darauf haben können. Eine erste Idee davon habe ich vor vielen Jahren beim Mentaltraining (siehe Links) bekommen. Und doch ist das Arbeiten mit Träumen irgendwie eine noch mehr faszinierendere Methode für mich.
Träume aufschreiben ist der Anfang
Seit Oktober 2011 schreibe ich alle meine Träume auf - sofern ich mich daran erinnern kann, klar. Wobei man Lezteres auch üben kann. Ich verwende zur Deutung inzwischen eine eigene Checkliste welche ich mir aus dem Buch "Ein Kurs in Träumen" zusammengestellt habe (siehe auch meine Buchtipps). Das Erinnern gelingt mit der Zeit = durch Übung immer besser. Ich sehe die Tätigkeit des Traum-Aufschreibens auch als Respektsbezeugung gegenüber meinem Unterbewusstsein und somit mir selbst gegenüber. Und vielleicht ist so ein Traum sogar ein richtiges Geschenk?! Inzwischen habe ich 452 Träume aufgeschrieben, manche sind nur 1-2 Zeilen, manche eine halbe Seite. Alle Träume speichere ich in einer einzigen Computerdatei, auch damit ich nach speziellen Themen suchen kann die sich eventuell wiederholen. Am Anfang habe ich übrigens überhaupt noch gar nix gedeutet, nur aufgeschrieben. Das ist wie ich finde der wichtigste und damit größte Schritt.
Ein Wort zu den vereinfachenden Traumdeutungsbüchern
Etwas ganz Wichtiges vorab: es gibt eine Unmenge von Büchern zu Traumsymbolen und zur "schnell-schnell-Traumdeutung". Ich habe das ausprobiert und auch mit anderen die mit ihren Träumen arbeiten darüber gesprochen: Das ist Quatsch. Jeder Mensch hat seine eigene Gefühlswelt und ist sowieso einzigartig, deshalb muß die Traumdeutung auch immer individuell sein - das ist zumindest meine persönliche Meinung. Es mag allgemeingültige Symbole geben, aber ich würde mich nicht darauf verlassen. Denn ein bestimmter Gegenstand kann für zwei verschiedene Menschen völlig unterschiedliche Bedeutungen haben, das nur als Beispiel. Und somit würde auch ein Traum komplett unterschiedlich gedeutet.
Betäubung verhindert Erinnern
Es ist bei mir so daß ich nur träume bzw. besser gesagt mich daran erinnern kann wenn ich nicht zu müde bin wenn ich schlafen gehe. Das bedeutet daß man mit Betäubung (wenig Schlaf, Alkohol, Überarbeitung, etc.) sein Erinnerungsvermögen sehr schnell vernichten kann. Das habe ich viele Jahre lang gemacht, deshalb weiß ich von was ich spreche. Ich habe sehr viele Arten der Betäubung ausprobiert - bis ich gemerkt habe daß die Realität viel toller ist. Aber das wird vielleicht mal ein eigener Artikel. Auf jeden Fall ist die Traumarbeit ein Gewinn für Dich persönlich, das verspreche ich Dir, und Du entscheidest ob Du dafür vielleicht sogar einige suboptimale Verhaltensweisen weglässt ;-)
Jeder Traum ist "gut" - er ist wertfrei
Beim gleich folgenden Beispiel denkst Du vielleicht "Naja, das fängt ja schon mal gut an"... Aber keine Sorge, jeder Traum hat eine positive Absicht. Es geht meiner Meinung nach nie darum daß uns ein Traum Angst machen soll (auch wenn uns manche Träume ängstigen) sondern immer darum etwas zu lernen bzw. sich etwas bewusst zu machen. Alleine das Ansehen und Daseinlassen von verdrängten Themen ist meist schon die Lösung. Wichtig ist glaube ich daß man grundsätzlich alles über sich wissen will. Auch die "dunklen" Seiten, welche die Wichtigsten sind weil sie am meisten "Energie" und Kraft enthalten aber am meisten verdrängt werden. Da steckt immer unser größtes Potential. Zitat aus "Ein Kurs in Träumen": "Der Traum ist wert- und kritikfrei. Er zeigt uns vorurteilslos ein Bild über uns selbst."
Praxis-Beispiel: der beliebte Einbrechertraum ;-)
Am besten lernt man immer an Beispielen, oder?! Nehmen wir doch mal den Traum
Nr. 285 am 27.3.13, das war wohl ein seltener Mittagsschlaf weil ich den Traum um 14:24 Uhr notiert habe:
"Es ist dunkel, ich gehe zu meiner komplett geöffneten Balkontüre: verdammt da steht einer im Garten (so 2m von der garagentür weg) und 'bedient' sich bei irgendwas. das ist sicher ein einbrecher, ich schaue runter, zeige mitm finger und der ausgestreckten hand auf ihn und will schreien 'Polizei' - aber ich bringe keinen Ton raus."
Jetzt zur Deutung, welche ich jetzt gerade beim Artikelschreiben mache, denn dieser Traum ist noch nicht gedeutet. Aber ich
hatte damals schon eine Überschrift notiert, diese finde ich immer gleich nach dem ersten Durchlesen (das mit der Überschrift
ist übrigens auch ein Tipp aus meinem Lieblings-Traumdeutungs-Buch). Sie lautet:
"Einbrecher im Garten - ich kann nicht schreien". Jetzt gehts los anhand meiner unten stehenden Checkliste:
1. Symbole: Balkon, Balkontüre, Garten, Nacht/Dunkelheit, Einbrecher, Polizei, (lautloses) Schreien
Balkon: ist für mich Übersicht, Aussicht - aber auch Beschränkung durch das Geländer: "ich kann nicht in den Garten"
Balkontüre: der Traum spielt in meinem Elternhaus, also bin ich in meinem Kinderzimmer - und fürchte mich vor dem "Dunklen" da draussen, könnte auch "das Tor zum Erwachsensein" bedeuten. Wobei die Nacht und das Dunkle an sich wohl immer das Unterbewusstsein versinnbildlichen. Und die Angst davor. Welche Angst hatte ich als Kind? Wer kennt nicht die Monster unter dem Bett :-)
Garten: Grün, Überfluss, Laufenkönnen, Spass
Einbrecher: jemand der unberechtigterweise ein Gelände betritt
Somit ist der Schlüssel zu diesem Traum klar, da vor allem die auftretenden Personen bzw. "die Anderen" im Traum üblicherweise eigene Persönlichkeitsmerkmale
darstellen. Im Klartext: Der Einbrecher bin ich selbst. Und ich fühle mich nicht berechtigt im grünen, saftigen Überfluss zu leben.
Was bedeutet daß ich mich nicht für wertvoll genug halte um es mir im Überfluss gutgehen zu lassen. Ich möchte mich für den Versuch
sogar bei einer übergeordneten Gewissens-Instanz ("Polizei") anzeigen (Sind wir nicht alle Sünder? Da sieht man mal wieder
daß der regelmässige Kirchenbesuch in meiner Kindheit wenig positive Auswirkungen hatte; nein, darauf will ich's jetzt wirklich nicht schieben, aber das ständige Sünden-Beichten-Brainwashing ist ganz uncool, sorry!). Aber es klappt nicht, mir versagt die Stimme. Was
gleichzeitig bedeutet daß meine eigene Kommunikation, die Äußerung meiner Wünsche und Ängste, behindert ist. Natürlich von mir
selbst, ich gestehe mir das nicht zu.
2. Ich befinde mich am Anfang des Traums in meinem Elternhaus. Das bedeutet daß ich es hier mit einem Thema zu tun habe
welches ich schon während meiner Kindheit bzw. in diesem Fall während meiner Teenagerzeit aufgetan habe. Und somit bin ich
immer noch - oder wieder - an der Stelle daß ich lernen darf mir selbst Überfluss zu gönnen, auch aktiv indem ich meine Wünsche
äußere.
3. Ich frage die Traumkraft jetzt 'mal nicht wie es weitergeht, sondern ich gestalte das selbst wie ich es jetzt haben möchte. Denn
das ist der große Vorteil am Erwachsenenleben: Aus der kindlichen Abhängigkeit in ein selbst-gestaltetes Leben nach eigenen
Regeln einzutreten. Also, was mache ich? Zuerst einmal hangle ich mich runter in den Garten. Ich mache das Terrassenlicht an,
nein, viel besser, ich knipse gleich die komplette Sonne an damit es taghell wird. Der Einbrecher ist jetzt etwas geblendet.
Ich gehe zu ihm hin und gebe ihm erst einmal die Hand. Ich sage zu ihm "Du darfst da sein. Und Du kannst Deine Maske abnehmen, es passiert Dir nichts." Am besten wäre es wenn ich ihn umarmen würde (er ist ja ein Teil von
mir) aber das schaffe ich noch nicht. Zuviel Angst vor dem Ungewissen. Aber das kommt noch :-) Und jetzt setze ich mich in
das fette grüne Gras und genieße die warmen Sonnenstrahlen.
Träume positiv weitergestalten
Ein extra Absatz weil ich das betonen möchte: Wie es nach dem Traum weitergeht kann ich selbst gestalten. Und das mache ich auch, denn um diese "Erinnerung" wird mein Traum ergänzt. Immer wenn ich an den Traum denke kommt auch das "happy end" vor. Ein tolles Gestaltungselement fürs eigene Leben.
Hier ist meine persönliche 10-Punkte-Checkliste für die Traumdeutung
... wie oben angedeutet.
Die Punkte ab Nummer vier sind allgemeine Hinweise für mich selbst bzw. Erinnerungshilfen wie z.B. das "Danke sagen". Hier
ist meine Liste, sorry vorab für die wild zusammengeworfene Grammatik:
1. Traumsymbole: diese sind nur über *Gefühle* zu entschlüsseln (Symbolbücher sind desh. nur begrenzt sinnvoll) deshalb =>
2-spaltige Liste machen für Symbole welche im Traum erscheinen:
links: wörtliche Bedeutung (z.B. "Treppe")
rechts: individuelle Assoziation (z.B. "auf-und-ab", Weg in ein höhreres Bewußtsein, Aufstieg, Abstieg, Möglichkeit…")
2. Wo beginnt der Traum = wo befinde ich mich im Leben
3. Fragen Sie Ihre Traumkraft wie es weitergeht, und erinnern Sie sich an die Fülle aus der Sie leben.
4. Räume kann ich z.B. erweitern und veränden im Traum (evtl. im Nachhinein auch möglich)
5. was geschah bevor ich die Traumszene betrat? Das kann ein Hinweis auf die Verbindung zur Realität sein
6. die Titelsuche ist wichtig, z.B. "ich öffne ein Schmuckkästchen" -> soll anregen über den Traum nachzudenken
7. Danke sagen: "Lieber Traum, ich danke Dir daß Du mir das zeigst was mich schmerzt, damit ich mich darum kümmern kann"
8. "in Ihren Lieblingsgeschichten liegt das Thema Ihres Lebens begraben"
Was sind die bei mir? "James Bond" und "Startups at work" … Ja, ich habe ein Herz für Gründer, Selbständige & Startups und wäre natürlich selbst gerne ein Held!
9. eine im Traum erscheinende Mutter (Vater...), die lebt, zeigt eine gegenseitige Abhängigkeit die niemandem gut tut.
10. rechts = bewußte Tagseite, links = unbewußte Nachtseite = unbewußtes Erleben
"Erkenne Dich selbst" (Inschrift des Orakels von Delphi)
Eine Freundin von mir beschäftigt sich jeden Morgen mit ihren Träumen, dann weiß sie gleich was am Tag so ansteht ;-) Das ist auch mein Ziel. Denn je mehr ich im Kontakt zu meinem Unterbewussten stehe desto mehr stehe ich im Kontakt zu mir selbst und desto mehr kann ich "nach meinem Herzen" leben, auf meine innere Stimme hören - und der Mensch werden und sein der ich bin... Und das, meine lieben Freunde, ist das größte Glück!